Brahms, Johannes (1833 - 1897)

All mein Gedanken

All mein Gedanken, die ich hab, die sind bei dir!
Du auserwählter ein’ger Trost, bleib stät bei mir!
Du, du, du sollst an mich gedenken;
Hätt ich aller Wünsch’ Gewalt,
Von dir wollt ich nicht wenken.

Du auserwählter ein’ger Trost, gedenk daran!
Leib und Gut das sollst du gar zu eigen han.
Dein, dein, dein will ich beleiben:
Du giebst mir Freud und hohen Muth
Und kannst mir Leid vertreiben.

Dein allein und Niemands mehr, das wiss’ fürwahr.
Thäts du desgleichen in Treu an mir, so wär ich froh.
Du, du, du sollst von mir nit setzen:
Du giebst mir Freud und hohen Muth
Und kannst mich Leids ergetzen.

Die Allerliebst und Minniglich, die ist so zart;
Ihres Gleich in ellem Reich findt man hart.
Bei, bei, bei ihr ist kein Verlangen,
Do ich nun von ihr scheiden sollt,
Da hätt sie mich umfangen.

Die wehrte Rein, die ward sehr wein’n, do das geschach: L’innocent criatura plorà molt quan així succeí:
“Du bist mein und ich bein dein!” sie traurig sprach,
“Wann, wann, wann ich soll von dir weichen:
Ich nie erkannat, noch nimmer mehr
Erkenn ich deines Gleichen!”