Brahms, Johannes (1833 - 1897)

Die beiden Königskinder

“Ach Elslein, liebes Elselein mein,
Wie gern wär ich bei dir!
So sein zwei tiefe Wasser
Wohl zwischen dir und mir.”

“Willt du dich lassen abwenden drum,
Weil sind der Wasser zwei;
Da doch sonst mancher stolze Knab
Leidt noch so mancherlei.”

“Ach Lieb, das schrecket mich allein,
Daß ich nicht fahren kann,
Und wenn dann bräch das Schifflein,
Müßt ich bald untergehn.”

“Ach nein, das soll geschehen nit,
Ich selbst helf rudern dir,
Damit du nur in kurzer Zeit,
Herzliebster, kommst zu mir.”

“Weil du, schöns Lieb, denn meinst so gut,
Will ich’s gleich wagen frei,
Allein das bitt’ ich fleissig dich,
Steh mir ohn’ Falschheit bei.”

“Das bringt mir große Schmerzen,
Herzallerliebster G’sell;
Red ich von ganzen Herzen,
Hab’s für groß Ungefäll!”

“Hoff, Zeit werd es wohl enden,
Hoff, Glück werd kummen drein,
Sich in alls Guts verwenden,
Herzliebstes Elselein!”