Altdeutsches Schlachtlied
“Wohlan, geht tapfer an, ihr meine Kriegsgenossen,
Schlagt ritterich darein; eur Leben unverdrossen
Aufsetzt fürs Vaterland, vom dem ihr solches auch
Zuvor empfangen habt, das ist der Tugend Brauch.
Eur Herz und Augen laßt mit Eiferflammen brennen!
Keiner von andern sich menschlich’ Gewalt laß trennen!
Keiner der andern durch Kleinmuth und Furcht erschreck’!
Noch durch sein’ Flucht im Heer ein’ Unordnung erweck’.
Kann er nicht fechten mehr, er doch mit seiner Stimme,
Kann er nicht rufen mehr, mit seiner Augen Grimme!
Den Feinden Abbruch thu mit seinem Heldenmuth
Nur wünschend, daß er theur verkaufen mög sein Blut.
Ein jeder sey bedacht,wie er das Lob erwerbe
Daß der in mannlicher Postur und Stellung sterbe,
An seinem Ort besteh, fest mit den Füssen sein,
Und beiß’ die Zähn zusamm und beide Lippen ein.
Daß seine Wunden sich lobwürdig all befinden
Davornen auf der Brust und keine nicht dahinten
Daß ihn der Tod auch noch in seinem Tode zier’
Und man ihm im Gesicht noch Ernst und Leben spür.”
So muß, wer Tyranney-geübriget will leben,
Er seines Lebens sich freywillig vor begeben.
Wer nur des Todtes begehrt, wer nur frisch geht dahin,
Der hat den Sieg und dann das Leben zu Gewinn,
Frisch auf, ihr tapfere Soldaten,
Ihr, die ihr noch mit deutschem Blut,
Ihr, die ihr noch mit frischem Muth
Belebet, suchet große Thaten!
Ihr Landesleut, Ihr Landsknecht, auf!
Das Land, die Freyheit sich verlieret,
Wo ihr nicht muthig schlaget drauf,
Und überwindend triumphieret.
Der ist ein Deutscher wohl geboren,
Der von Betrug und Falsheit frei,
Hat weder Redlichkeit noch Treu,
Noch Glauben und Freiheit verlohren.
Der ist ein deutscher Ehrenwerth
Der wacker, herzhaft, unverzaget
Sich für die Freyheit mit dem Schwert
In Tod und in Gefahren waget.
Dann wann ihn schon die Feind verwunden,
Und nehmen ihm das Leben hin,
Ist Ehr und Ruhm doch sein Gewinn
Und er ist gar nicht überwunden.
Ein solcher Tod ist ihm nicht schwer,
Weil sein Gewissen ihn versüsset
Und er erwerbet Lob und Ehr,
Indem er so sein Blut vergiesset.
Sein Nahm und Ruhm allzeit erklingen
In allem Land, in jedem Mund.
Sein Leben durch den Tod wird kund
Weil die Nachkömmling’ ihn besingen,
Die edle Freyheit ist die Furcht,
Die er dem Vaterland verlasset;
Da der Herzlose durch die Flucht
Wird ganz verachtet und gehasset.
Also zu leben und zu sterben
Gilt dem rechtschaffenden Deutschen gleich.
Der Tod und Sieg sind schön und reich:
Durch beide kann er Heil erwerben.
Hingegen fliehen allen Dank
Die Flüchtigen und der Verrähter
Und ihnen folget mit Gestank
Der Ruf “Verfluchte Übelthater!”
Wohlan, wohlan ihr werte Deutschen,
Mit deutscher Faust, mit kühnem Muth,
Zu dämpfen der Tyrannen Muth!
Zerbrechet Joch und B and’ und Peitschen
Unüberwindlich rühmen sie
Sich Titel, Thorheit und stolzieren;
Allein ihr Heer mit schlechter Müh
Mag, unüberwindlich, bald verlieren.
Ha, fallet ihn sie! ihre Fahnen
Zittern aus Furcht. Sie trennen sich!
Die böse Sach’ hált nicht den Stich,
Drum zu der Flucht sie sich schon mahnen.
Groß ist ihr Heer, klein ist ihr Glaub,
Gut ist ihr Zeug, bös ihr Gewissen.
Frisch auf, sie zittern wie das Laub,
Und wären gern schon ausgerissen.
Ha, schlaget auf sie, liebe Brüder!
Ist groß die Müh, so ist n icht schlecht
Der Sieg, die Beut, und wohl und recht
Zu thun, erfrischet alle Glieder.
So straf’, o deutsches Herz und Hand!
Nun die Tyrannen, und die Bösen,
Die Freyheit und das Vaterland
Wirst du und mußt du so erlösen.