Liebe
Nichts Bessers ist auf dieser Erd’,
Das köstlicher geschätzet werd’
Als Liebe, denn es ist bewährt,
Daß Liebe’ zusamm’ vereignet bald
Sinn, Herz, Gemüt mit ganz’r Gewalt,
Ob Zwei nur hätten ein’ Gestalt.
Drum, was man sagt, ich all’s vernein,
Recht’ Lieb’ zu haben, bringt mich Pein,
Wenn beid’ Herz Eines, Eines sein.
Des Menschen Seel’ ist tausendmal
Köstlicher ganz überall
Als der sterblich’ Mensch zumal.
Noch hat die Lieb’ mit ihrer Macht
Sie unt’r ihr süßes Joch gebracht;
Nehm Jed’r es wohl in Acht.
Drum, was man sagt, ist Schimpf und Scherz,
Recht’ Lieb’ zu haben, bringt nicht Schmerz,
Wer liebt ein treues, treues Herz.
All’ andre Freud’ und Kurzweil gut,
Eh’ eins damit erfrischt den Mut,
Vergehn, verschwinden tut.
Aber die Freud’, so Liebe mitbringt,
Bringt viel’ Jahr, stets neu entspringt,
Von neuem ins Herz ‘nein dringt.
Drum, was man sagt, ist all’s ein Spott,
Recht’s Lieb’ zu haben, bringt kein’ Not,
Erfreuet, erfreuet, erfreuet bis in Tod.