Der Knabe und das Immlein
Im Weinberg auf der Höhe
Ein Häuslein steht so windebang,
Hat weder Tür noch Fenster,
Die Weile wird ihm lang.
Und ist der Tag so schwüle,
Sind all verstummt die Vögelein,
Summt an der Sonnenblume
Ein Immlein ganz allein.
Mein Lieb hat einen Garten,
Das steht ein hübsches Immenhaus:
Kommst du daher geflogen?
Schickt sie dich nach mir aus?
“Oh nein, du feiner Knabe,
Es hieß mich niemand Bote gehn;
Das Kind weiß nichts von Lieben,
Hat dich noch kaum gesehn.
Was wüßten auch die Mädchen,
Wenn sie kaum aus der Schule sind!
Dein herzallesliebstes Schätzchen
Ist noch ein Mutterkind.
Ich bring ihm Wachs und Honig;
Ade! – ich hab ein ganzes Pfund;
Wie wird das Schätzchen lachen,
Ihm wässert schon der Mund.”
Ach, wolltest du Ihr sagen,
Ich wüßte, was viel süßer ist:
Nicht Lieblichers auf Erden
Als wenn man herzt und küßt!