04. Die Säle funkeln im Königsschloß
Chor:
Die Säle funkeln im Königsschloß,
Es klingen die Flöten und Geigen;
Das schöne Königstöchterlein
Tanzt drinnen den Hochzeitsreigen.
Alt:
Sie trägt im Haar den Myrtenkranz,
Doch wandelt sie stumm und befangen;
Sie trägt an der Brust die blühende Ros’,
doch sind so bleich die Wangen.
Sie tanzt mit dem fremden Königssohn,
Er geht in Purpur und Seide,
Doch schöner, tausenmal schöner war
Der Knab’ im Pagenkleide.
Chor:
Heil! Heil! der Braut! der hohen Braut!
Kommt an mit Flöten und Geigen;
Am gold’nen Tisch zwölf Jungfrau’n steh’n,
Den perlenden Wein zu kredenzen;
Zwölf Pagen schwingen sich um das Paar
Mit loderdern Fackeln und Kränze.
Meermann (aus der Ferne):
“Heil, leise! Feines Schloß am Meer,
Horch auf des Meermann’s Harfen!”
Chor:
Die Fackeln verlöschen, die Geiger verstummen-
König:
“Sagt an, was soll das Schweigen?”
Spielmann:
“Her König nicht entbrenn’ im Zorn,
Wir dürfen nicht blasen und streichen;
Der Meermann harft vor dem Schloße dein,
Den Meermann müssen wir weichen.”
Chor:
Horch! Wie’s empor dem Meere wallt!
O süßes, trauriges Schallen!
Es schleicht so sacht durch die Nacht
Herauf in die Hallen.
Es schleicht so sacht in das Ohr der Braut,
Es ist, als ob aus de Tiefe,
Als ob aus der Tiefe mit Allgewalt
Der lieblichste Buhle sie reife.
Prinzeß:
Mein arm Herz läßt des Lied’s Gewalt
Im Tod zerfallen!
Prangt auch mein Ritter wunderbar
Im glänzenden Geschmeide!
Ach schöner, tausendmal schöner war
Der Knab’ im Pagenkleide!
Chor:
Es schleicht so sacht durch die dämmernde Nacht.
Aus ihren Locken der Myrtenkranz
Fällt welk zu ihren Füßen.
Alt:
Dem König rieselt’s durch Mark und Bein,
Er fleucht entsetzt aus der Halle,
Es eilt der fremde Königssohn
Nach seinen Roßen in Stalle.
Chor:
Im Saal liegt bleich die Braut,
ihr ist das Herz zersprungen;
Der Morgen trüb’ in die Fenster graut,
Des Meermann’s Harf’ ist verklungen.