04. Wasserrose
Kennst du die Blume, die märchenhafte,
Sagen-gefeierte Wasserrose?
Sie wiegt auf ätherischem, schlanken Schafte
Das durchsicht’ge Haupt, das farbenlose,
Sie blüht auf schilfigem Teich im Haine,
Gehütet vom Schwann, der umkreiset sie einsam,
Sie erschließt sich nur dem Mondenscheine,
Mit dem ihr der silberne Schimmer gemeinsam:
So blüht sie, die zauber’sche Schwester der Sterne,
Umschwärmt von der träumerische dunklen Phaläne,
Die am Rande des Teichs sich sehnet von ferne,
Und sie nimmer erreicht wie sehr sich sehne.
Wasserrose, so nenn’ ich die schlanke,
Nachtlock’ge Maid, alabastern von Wangen,
In dem Auge der ahnende tiefe Gedanke,
Als sei sie ein Geist und auf Erden gefangen.
Wenn sie spricht, ist’s wie silbernes Wogenrauschen,
Wenn sie schweigt, ist’s die ahnende Stille der
[Mondnacht;
Sie scheint mit den Sternen Blicke zu tauchen,
Deren Sprache die gleiche Natur sie gewohnt macht;
Du kannst nie ermüden ins Aug’ ihr zu schau’n,
Das die seidne, lange Wimper umsäumt hat,
Und du glaubst, wie bezaubert von seligem Grau’n,
Was je die Romantik von Elfen geträumt hat.