34. Geh, Geliebter, geh jetzt!
Geh, Geliebter, geh jetzt!
Sieh, der Morgen dämmert.
Leute gehn schon durch die Gasse,
Und der Markt wird so belebt,
Daß die Morgen wohl, der blasse,
Schon die weißen Flügel hebt.
Und vor unsern Nachbarn bin ich
Bange, daß du Anstoß gibst;
Denn sie wissen nicht, wie innig
Ich dich lieb und du mich liebst.
Drum, Geliebter, geh jetzt!
Sieh, der Morgen dämmert.
Wenn die Sonn am Himmel scheinend
Scheucht vom Feld die Perlen klar,
Muß auch ich die Perle weinend
Lassen, die mein Reichtum war.
Was als Tag den andern funkelt,
Mienen Augen dünkt es Nacht,
Da die Trennung bang mir dunkelt,
Wenn das Morgenrot erwacht.
Geh, Geliebter, geh jetzt!
Sieh, der Morgen dämmert.
Willst du feste Wurzel fassen,
Liebster, hier an meiner Brust,
Ohne daß der Neider Hassen
Stürmisch uns verstört die Lust;
Willst du, daß zu tausend Malen
Ich wieheut dich sehen mag,
Und dir stets auf Sicht bezahlen
Unsrer Liebe Schuldbetrag:
Geh, Geliebter, geh jetzt!
Sieh, der Morgen dämmert.
Fliehe denn aus meinen Armen!
Denn versäumest du die Zeit,
Möchten für ein Kurz Erwarmen
Wir entauschen langes Leid.
Ist in Fegefeuersqualen
Doch ein Tag schon auszustehn,
Wenn die Hoffnung fern in Strahlen
Läßt des Himmels Glorie sehn.
Drum, Geliebter, geh jetzt!
Sieh, der Morgen dämmert.