14. Blick nur hierher
Manfred:
Blick nur hierher, und festen Blicks:
Nun sag’ mir, was du siehst?
Abt:
Was mich erschüttern –
Geist:
Komm!
Abt:
Wer bist du, unbekanntes Wesen? Sprich!
Geist:
Der Genius des Manns hier.
Komm! ‘s ist Zeit.
Manfred:
Gefaßt bin ich auf Alles, doch erkenn’ nicht
An ich die vorladende Gewalt.
Wer sandte dich?
Geist:
Bald weißt du ‘s –
Komm nur, komm!
Manfred:
Gewalten höher Natur gebot ich
Und stritt mit deinem Herrn.
Hinweg mit dir!
Geist:
Mensch, deine Stunde ist gekommen! Fort!
Manfred:
Daß meine Stunde kommen,
Wüßt’ ich, weiß ich,
Doch gib’ die Seele solchen nicht wie du:
Fort! Wie ich lebte, sterbe ich – allein!
Geist:
Dann ruf’ ich meine Brüder –
Stegt herauf!
Manfred:
Ich weise euch zurück, obschon in mir
Ich fühle meiner Seele Ebbe;
Ich weiche nicht, so lange noch ein Hauch
Auf euch Zorn aushaucht,
Und doch ird’sche Kraft den Kampf erlaubt,
Sei’s auch mit Geistern; was ihr von mir nehmt,
Sollt ihr Glied für Glied ihr nehmen.
Geist:
Du Widerspenstiger! Ist dies der Zaubrer,
Durchschreitzend durch die unsichtbare Welt,
Zu sein wie unsrer Einer?
Und nun so voll Lebenslust, ist’s möglich?
Grade doch das Leben machte elend dich!
Manfred:
Du lügst! Wohl weiß ich,
Daß die letzte Stunde da,
Und feilsche nicht mit ihr um den Moment;
Nicht kämpf’ ich gegen Tod,
Doch gegen dich und die Dämonen um dich;
Meine Macht erkaufte nicht Vertrag
Mit dem Gelichter;
Ich fuße auf der eignen Kraft –
Und ich verweis’ –, ich stachle –
Zürne euch aus meinem Augen.
Geist:
Doch deine Sünden gaben dich –
Manfred:
Was geh’n sie euch an? werden Sünden
Durch die Sünden bestraft und größ’re Sünden?
Fort zur Hölle! du has nicht über mich Gewalt,
Das fühl’ich; du wirst mich niemals haben,
Nie, das weiß ich; was ich gethan, gethan ist’s;
Innen trag’ich die Qual,
Unmehrbar durch de deinige: Der Geist,
Unsterblich, macht sich selbst verhaftet,
Er ist in Schmerz verschlungen oder Lust
Aus dem Bewustsein seiner eignen Würde.
Du hast mich nicht versucht,
Nicht konntest du’s; nicht dein Betrüber bin ich,
Nicht dein Raub, mein eigner Zerstörter war ich;
Will es sein in alle Zukunft –
Fort! geschlag’ne Feinde!–
Der Tod legt seine Hand an mich – nicht ihr!