18. Schmerzliche Wonnen und wonnige Schmerzen
Schmerzliche Wonnen und wonnige Schmerzen,
Wasser im Auge und Feuer in Herzen,
Stolz aus den Lippen und Seufzer im Sinne,
Honig und Galle zugleich ist die Minne.
Oft, wenn ein Seelchen vom Leib sich geschieden,
Möcht es Sankt Michael tragen zum Frieden;
Aber der Dämon auch möcht es verschlingen;
Keiner will weichen, da geht es ans Ringen.
Seelchen, gequältes, in ängstlichem Wogen
Fühlts du dich hierhin und dorthin gezogen,
Aufwärts und abwärts. In solches Getriebe
Stürzt zwischen Himmel und Höll uns die Liebe.
Mütterchen, ach, und mit siebenzehn Jahren
Hab ich dies Hangen und Bangen erfahren,
Hab’s dann verschworen mit Tränen der Reue;
Ach, und schon lieb ich, schon lieb ich auf’s neue!